'> Erbsen zählen: 2010

17. Dezember 2010

Saurer Apfelsaft




Das Ende nimmt Gestalt an und überrascht mit neuen Gesichtern.

Sie sind in ein knisterndes Butterbrotpapier eingewickelt.




Warum hast du das nicht gleich gesagt, summe ich vor mich hin.
Nimm die Fäden in den Mund und beiss fest zu. 

Keuchen, Japsen, den hellen Blick nach oben wenden.
Immer weiter.
Die Stationen, (es gibt sauren Apfelsaft) heißen 


Sehnen

Suchen

Finden.





Und dann siehst du in der Ferne:

Nähe.



9. Dezember 2010

Vor mir fahren auf vier Spuren Autos hin und her


Mein Kopf gehört heute nicht mir.
Ich habe ihn vielleicht am Creek verloren.
Zwischen Handy-Testen und Briefumschlag noch nicht frankiert haben.

Wann kommt die Belohnung für das richtig machen?
Und warum gibt es bei W. keine Holzwäscheklammern.

Wirre Gedanken. Wären sie doch grüne Eß-Schnüre.

Rhythmus hilft nicht gegen Traurigkeit.


29. November 2010

Schnee schmeckt nicht nach Regen

Das Haus -Gesicht

Wenn es Winter wird,
sind wir alle zusammen.

Wenn es Winter wird,
denken wir alle an damals.

Wenn es Winter wird,
dürfen wir unsere Augen ausruhen.

Wenn es Winter wird,
ist das ein Versprechen, 
dass es nach dem Essen Kekse gibt.

26. November 2010

Mein viertes Jahrsiebt


Die Seele ist ein Muskel.
Deshalb:
Trainiere nicht gleiche Muskelgruppen an einander folgenden Tagen.
Wiederholungen lieber öfter mit leichten Gewichten.
Beim Heben vor Anstrengung stöhnen kommt nicht gut an.
Sparing Partner halten deine Gewichte, damit sie 
in einem Moment der Schwäche nicht auf dich fallen.
In der Ruhe wachsen die Muskeln.


»Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!«

(aus Herman Hesse, Stufen) 




In jedem Jahrsiebt können wir die Welt anders erleben.

12. November 2010

Fettfinger in der Bücherei


Ich bin an einem Energieort. 
Vor mir "V" von "Thriller S-Z".
Ganz allein unter vielen tausend Geschichten, 
schreibe ich an meiner Geschichte.
Heute finde ich Namen für meine Kinder.
Ich mag die untere Ecke von Dampfnudeln am liebsten. 
Sie ist salzig.
Tee

Hier kann ich bleiben, bis ich fertig bin.
Wenn ihr mich auf dem Weg nach Hause trefft, werde ich euch anlächeln.

8. November 2010

Im Feenbad

 


Da stehe ich.
So frech glücklich.
So nass und unförmig.
Drehe ihnen den Rücken zu
und sehe sie an.

Du musst bleiben und warten,
um meine Schönheit zu entdecken,
sagen die künstlichen Efeupflanzen in der Eingangshalle.
Du musst bleiben und warten,
sagt der gelbgestrichene Streifen auf dem 
"NICHT SPRINGEN" steht.
Du musst bleiben und warten,
sagt das Plastiktier unter meiner Liege.


Worte im Wasser

Eine Unruhe berührt mich.
Sie kommt mit dem Zeit-Optimierungssystem. 
Ich spüle die Schale noch schnell mit den Händen ab,
bevor ich losgehen muss.



Ruhig Atmen in die durchgerechneten Minuten einbauen.



Ich sitze im Bus. Beschützt zwischen den Menschen, 
 die auf dem Gang eine Mauer bilden und dem Fenster.
Wenn meine Füße warm sind, bin ich glücklich.


Das schmerzliche Kribbeln in meinem Kopf weicht 
einer warmen Wolke in meinem Bauch.

Gegenüber hängt ein blau-weiß gestreiftes und ein grünes Handtuch an einem Plastikboard.
Auf dem Board steht ein Haarshampoo mit blauer Kappe.
Die Laufstrecke von mir dorthin beträgt weniger als zwei Sekunden, 
wenn ich über Wasser laufen könnte.
Ich wünsche mir ein Frottiertuch mit Kapuze.




28. Oktober 2010

Der Tag

Was wartet auf mich da draußen? 
Nachts legt sich der Ausblick wie ein Wasserspiegel auf mein Gesicht. 
Meine Seele fragt, warum bist du denn nicht immer dort? Dann schlafe ich ein und fange 
Gedankenwolken, die ich in schlechter Schrift festhalte.



Was wartet auf mich morgen?
Morgens ist man noch ganz weich und biegsam. Die Blätter in meinem grünen, 
losen Tee schwimmen wackelnd hin und her. Sie sehen aus wie die Blätter in Herbstpfützen. 
Das Gewicht des Buches in meiner Tasche gibt mir Zuversicht.



Was erwarten sie, wenn sie mich ansehen?
Ich denke das Schlechteste und murmle Entschuldigungen in meinem Kopf. 
Sie bleiben ungesagt und vergiften mich. Morgens ist oft mittags.


Was bin ich abends?
Müde, die Gedanken eng, arbeite ich intuitiv. Körperlich gequält, geistig leicht. 
Nur der Blick nach rechts unten, wo die Uhr ist, erinnert mich an die Frage, 
warum bist du nicht immer dort?




15. Oktober 2010

Red Bull Nuss


Wenn ich Menschen aus einer anderen Welt begegne, 
ziere ich mich. Zurückhaltung ist eine Tugend. 
Aber unter der Oberflächlichkeit schlummert Menschlichkeit. 
Hast du das gewusst: Es gibt "Red Bull Nuss"!


Ob das eine türkische Spezialität sei, fragte ich Hussun, den Wirt. 
Er lacht das "Ich-dachte-sie-hat -Vorurteile, aber-sie-stellt-naive-Fragen"- Lachen. 


Ich möchte öfter Dinge tun, die ich noch nie in Erwägung gezogen habe.

 

Ich fühle mich Fotografen nah, die Menschen in ihrer natürlichen Umgebung auf eine 
ungekünstelte Art fotografieren. Der Mann am Tisch hinter mir hebt schon die Hände, wenn 
ich mich nur umdrehe. Er dürfe nicht fotografiert werden, denn er hat Angst, 
wenn seine Frau herausbekommt, dass er Karten spielt.

Am Ende des Abends hat sich etwas Lächerliches in ein Abenteuer verwandelt. Ich habe jetzt türkische und albanische Freunde. Nedzad ist Schweißer-Ausbilder.



Hier wohnt er (in Albanien)

10. Oktober 2010




Am Ende meiner Foto Reise kam ich an einem Ort vorbei, 
der nicht interessant für meine Arbeit war.
Aber die Bilder, die ich schon gefunden habe, gaben mir die Sicherheit. 
Ich war entspannt und sah meine Umgebung aus einer 
noch abstrakteren Perspektive. 
Ich mache die Fotos, die mich am meisten zufriedenstellen
nach meiner geplanten Arbeit.




Eben ein normaler Sonntag






Monster



8. Oktober 2010

Im Abbruchhaus



Unter meinen Füßen haben Scherben geknirscht.
Mein Ellenbogen wurde klebrig.
Ich habe zwei mal Batterien gewechselt.

Man sollte klassisch bleiben - 
In Croissants gehört keine Himbeere.




Im verlassenen Haus

Gefüllte Schoko-Lebkuchenherzen




7. Oktober 2010

...denn der Wind treibt Regen über Land...





                                                                                      Es pocht wie
                                                                             eine entzündete Wunde.
                                                           Mal schnell und atemlos küsst mich die Muße,
                                                                                      
                                                                                                dann

                                                    lassen leere Pausen mich ängstlich mit der Zukunft allein.
                                                        Kann das Geliebte vor meinen Augen noch bestehen?
                        
                                                                                                Morgen
                                                                           
                                                                                                  weiß
                                                                        
                                                                                                   ich

                                                                                                 mehr.

18. September 2010

Illustre herumstehen

Brunnen Heidelberger Kunstverein
                               

                                  Manche Dinge sind mir zu schön, um sie zu fotografieren.
                                  Und die Privat-Knipserei geht mir jetzt auf die Nerven.


                                  Aus dem angekündigten Kaffee trinken wurde nichts.
                                  Denn ich habe meinen Geldbeutel vergessen.
                                
                                  Dafür bin ich zu Vernissage der Ausstellung von Antje Schiffers gegangen.
                                  Die war kostenlos inklusive Theaterstück.
                                  Ein enthusiastischer Kurator und Nahaufnahme einer Fellmütze trugen
                                  dazu bei, meine zeitweilig verlorene Stimmung wieder zu finden.
                                  Ohne sie ist man ja so alleine.




17. September 2010

Erwachsen werden (Donnerstag)

"Ich muss jetzt rein", sage ich zu ihr am Telefon, als ob es sich um eine Vorlesung handelt.
Es ist eine Vorlesung in Sachen Lebenserfahrung.
Poetry Slam im Karl, ich gehe alleine.
Stufen vor mir, Menschen, gleich sehen sie mich irritiert an.
Doch nicht.
Ich bezahle mit dem fünf-Euro-Schein, den mir meine Oma in einem Kuvert für meine kranke Mutter geschickt hat. Ist der Zwanziger noch da? Ich habe keinen Blick dafür.
Dreistigkeit siegt, ich gehe einfach rein. Mit einem Blick muss ich alles erfassen.
Wer sitzt wo, wo ist die Bühne, wo ist etwas frei, wo sitzen die Künstler.
Es ist nichts frei. Arm auf das winzige Tresenstück stützen geht erst nach ein paar Minuten.
Der ältere Herr, der wie in einem Film vor seinem Bier sitzt, hat seinen Ellenbogen zurückgezogen.
Da lehne ich, charmant im Trenchcoat. Meine Gläser Zuhause haben mehr gekostet, als das aus dem
meine Weinschorle trinke.
Ich bin naiv, als ich sie auf dem Tresen stehen lasse, um nach draußen zu gehen. Mein Handy hat drinnen keinen Empfang.
Ich lache bei den Vorträgen. Vielleicht sieht es jemand und lacht zurück.
Dann ist mir schlecht von Wein auf nüchternen Magen.

Hatte man keinen Spaß, wenn man früher geht?

Morgen lese ich ein Buch in einem Café.

16. September 2010



                      Es wird kälter. Das Licht verändert sich. Nur die Wiese auf dem Weg nach Hause
                      spielt noch Sommer. Abends sitze ich beim offenem Fenster am Laptop. Die Insekten
                      leben nicht mehr, aber bald wird es zu kalt.

                      Ich muss eine Jacke finden, die man schmutzig machen kann. Sonst ärgere ich mich
                      wieder über Flecken und Risse nach dem Fotografieren. Die graue Leggins hat
                     deutliche Spuren. Aber Spuren mit Geschichte sind ehrenhaft.

                     Ich denke darüber nach wann Schönheit kitschig wird und Seltsames seine Ecken
                     und Kanten verliert.

Kopf füllen



                          Wie ein Lehrbuch habe ich das Kraut Magazin gelesen. Es ist beinahe ausgeduftet, 
                          riecht nicht mehr nach Druckfarbe. Es darf in meinem Bücherregal stehen und 
                          wird nicht auf dem Zeitschriftenstapel liegen.
                    
                          Sinnvoll ist es, das eigene Anliegen einfach begeistert zu verfolgen. 
                          Was man macht ist eigentlich egal - Hauptsache man macht es von Herzen 
                          und mit Engagement.  
                          (Matthias Koch. Künstler, Meisterschüler von Bernd Becher, Mitglied der inter-
                          nationalen Künstlergruppe POC. Lehraufträge an der FH Hannover und HS 
                          Niederrhein)

                           Mein Kopf will Input. Hoffentlich regnet es morgen nicht. Regenbilder habe ich 
                           genug. Und Nachhinein erzählen mag ich nicht. Nicht mehr frische Orte stinken.

                           Vorgestern habe ich mich zwischen die Wollmäuse in den Staub auf meinen Küchen-
                           boden gelegt und fotografiert. Die Kamera stand auf zwei Plastik-Brotdosen, die 
                           man, je nachdem, wie herum man sie zusammensteckt, dicker oder dünner machen 
                           kann.
                           Was dabei herauskam hat mich gedanklich weitergebracht und inspiriert.

                           Ein Fühl-Experiment.
                         



Bauchnabel